
Die Sage vom Tee
Es war zu einer Zeit,die einst war und noch ist,da gingen viele Krankheiten über die Inseln im Meer,die man Japan nennt.
Viele Heiler kamen und verkauften Pillen und Pülverchen,Tränke und andere Mittelchen die alles mögliche versprachen.Vieles sogar absurd. Doch schien der Verkauf und die Nachfrage den Heilern recht zu geben.
In den Städten waren sie bald hochgefragt und langsam erst rückte das alte Wissen in den Hintergrund,bestand eine Zeit,ehe es aus dem Bewusstsein verschwand.Was war nur das Geheimnis dieser Pillen? Sie mussten ja gut sein,waren sie doch sehr aufwendig aus Teilen der Natur entfremdet worden oder künstlich nachgemacht. So dachten sehr sehr viele Menschen.Doch nicht alle.In vielen regte sich ein anderes Denken.Ganzheitlicher.Wie die Bäume aus Wurzeln und Wipfeln bestehen und sich verzweigen.
Eine junge Frau machte sich auf dem Weg zu einer weisen Frau.Sie wohnte mitten in einer Stadt.Das allein war schon ein Wiederspruch, doch schien es sie zu rufen.So fand sie den Ort. In einer Seitengasse,so schmal wie der Gang eines Fuchses. Und es war so dunkel wie im Bauch der Erde wo alle gemeinsamkeiten und Mysterien von Leben und Tod und Wiedergeburt ruhen.
Angst und Zweifel krochen in ihr hoch.Sollte sie weiter? Oder aber war es nicht sinnlos? Was suchte sie denn? Antworten,die es nicht gab? Illusionen? Plötzlich riss sie etwas aus ihrem Gedanken.Ein kleines Klingeln.Wie von einem hellen Glöckchen.Sie sah sich um.Von woher kam es? Ihr Herz pochte wie ein Vogel im Käfig.Jetzt hatte sie die Wahl.Vorran ins Unbekannte oder zurückgehen und nichts würde sich verändern.
So ging sie weiter und es wurde immer dunkler,bis sie nichts mehr sehen konnte.Doch war da noch immer der Klang des Glöckchens.Beständig war es zu hören,wenn auch nicht zu sehen. Irgendwann hatte sie den tiefsten Punkt der Dunkelheit erreicht.Ihre Gedanken waren zu ihren Feinden geworden und zu ihrem größten Kritiker.Plötzlich kam Licht ins Dunkel.Blau und warm.So ging sie auf das Licht zu.Fand sich wieder in einer Waldlichtung.Ein rotschwarzes Geistertor,mit weißen Girlanden erwartete sie. Staunend wie ein Kind trat sie näher.War sie aus der Höhle raus? Als sie das Tor berührte,verstummten die Stimmen in ihrem Kopf. “Sei Willkommen.”sprach eine alte Frau.Sie war plötzlich erschienen und trug einen zerschlissenen Kimono mit Kordelmustern und einem Schlüsselbund mit einem Lochstein an der Hüfte.”Wer seid ihr? Und wo sind wir?”
Das liess die Alte lachen.
“Du bist da wo du sein musst um die Heilung zu finden.Du bist in einem Ort der Erde und zugleich in dir.” “Das..versteh ich nicht.” Die Alte kicherte.”Ihr seid nur noch Denkende.Zerdenkt euch anstatt was zutun.Komm,Kind.Ich helfe dir zu finden was du suchst.”
So folgte sie ihr und in der Höhle schien ein kleiner Garten zu sein.Duftende Moose und Bäume,eine kleine Quelle.
“Bevor ich dir helfe musst du sauber sein.”
Die junge Frau sah an sich herunter.’Ich bin doch sauber.”
“Tze,das denkst du.”murrte die Alte.Sah sie an,von oben bis unten.”Nein,bist du nicht.An und dir kleben viele Stimmen von anderen.Deren Erwartungen,Regeln..pah.Wir machen dich erstmal sauber.” Und sie verschwand in ihr rundes Häuschen am Torii und brachte eine Schüssel voller Schlamm zurück.
Erstaunt sah die Frau in die Schüssel.”Mit Schlamm soll ich mich waschen?” Die Alte seufzte.
“Das mein ich ! Auf dem Weg der Götter ist nichts so wie es erscheint.Die Erde gibt nicht nur,sie nimmt auch.Aber das habt ihr mit euren Pillen und Pulvern ja vergessen.”So nahm sie etwas nasse Erde und verteilte sie auf dem Punkten ihres Körpers.Sang in rauher,trauriger Art ein Lied.Die junge Frau geriet in leichte Trance.
“Was..tust du?”
“Ich reinige dich von den Stimmen der anderen.Den engen Regeln.”.Dann ging sie zum Kochfeuer in einer kleinen seperaten Ecke und kleidete sie in den würzigen Rauch.”Und das?”
“Das ist Wachholder.Eine kraftvolle Pflanze der Ahnen und der ersten Mutter.Es wird dir helfen.”
Der Duft hüllte sie wie ein Mantel aus flüchtigen;harzigen Nebelgespinstern ein.
Diese alte Frau redete in Rätseln.
Doch tat es gut.So genoss sie es.Liess sich das erste Mal treiben und konnte ihr Gedankenkarussel anhalten.
“So! Genug geträumt,vorerst!”lachte die Alte und es klang wie ein Schwarm Krähen. Verwirrt und ärgerlich sah die junge Frau diese seltsame,wirre Alte an.”Warum hast du mich rausgeholt?” “Pah…was nützen Träume ohne Handeln? Nein Kind.Das wahre Träumen ist mehr.Es entspringt an dem Ort in dir wo du immer zuhause bist,wo du all das findest was du brauchst um dein Leben zu leben.Aber..das wirst du noch verstehen wenn ich dich der mächtigen Heilerin und Pflanzengeist vorstelle.Doch dazu musst du bereit sein und das erfordert Demut und Geduld.”sprach sie mit einem dreckigen,fast zahnlosen grinsen.
Die junge Frau seufzte. “Geduld? Ich habe doch jetzt schon viel Zeit vergeudet. Bitte..ich bin hier für Medizin.” Die Alte schmunzelte.”Und wogegen?” “Gegen die Zeit,die Krankheit,die alle lähmt,gegen Gewalt..” “Stop ! Das ist genug,Mädchen. Ich bin nicht die Königinmutter des Westens mit ihren Pfirsichen. Meine Medizin ist..einfacher.” Verwirrt sah sie sie an.
“Wie..einfacher?” fragte die junge Frau. “Nicht überbordent. Nicht fest. Sie sind Teil der Erde und auch der anderen Welt. Nichts,dem eure Welt ein Label geben kann und eine Schublade. Das macht euch nähmlich krank. Alles feinsäuberlich trennen zu wollen.” Die junge Frau war frustiert. Genervt. Sie hatte die Zeit vergeudet,für nichts. So lief sie hinaus. Weg von der alten Frau.
Im inneren des Waldes fand sie einen Schrein. Eine Göttin in Buddhahaltung stand dort. Vor ihr lagen Gebetsketten,weiße Reiskuchen mit roten süßen Bohnen,Gestecke mit Blumen. In sich fand sie keine Worte der Anklage mehr. Sie hatte sie an die weise Frau im Wald verbraucht. So fand sie nur Ruhe und Stille und begann zu hören. Sie schloss die Augen und versank in dem Nichts des Momentes.
Als sie die Augen öffnete war vor ihr ein Mädchen. Es trug eine Fuchsmaske. In ihrer Hand eine unregelnäßige Schale und darin,im lebendigsten Grün von Wäldern und Jade,eine schaumige Flüssigkeit. Das Fuchsmädchen reichte ihr die Schale und sie trank in Demut. Das was war..wie es war. War gut. Sie war im Moment. “Danke..”flüsterte sie als sie aufsah. Das Fuchsmädchen war verschollen aber nicht die Schale. Das was sie hatte,war das was sie gesucht hatte. Sie entschuldigte sich bei ihrer Lehrerin und wurde gelehrt in den einfachen Wegen des Lebens.
Ende